(Smartphones: Click on flag to jump to English)
Welche Flagge?
Manchmal tauchen Fragen und Probleme aus dem Nichts auf. Ich sitze hier voller Elan und bereite meinen neuen Blog über Wörter und zwei Sprachen vor (mit Beiträgen auf Deutsch und Englisch in zwei Spalten) und denke: Warum nicht die jeweilige Spalte mit einem Icon markieren, also mit einer Abbildung der jeweiligen Nationalflagge, so wie häufig auf Websites zu sehen? Simple Idee, doch leider unmöglich in der Ausführung. Weshalb?
Nun, ich bin Übersetzer für Deutsch und Niederländisch ins Englische. Häufig muss ich meine KlientInnen fragen, welche Zielsprache gewünscht wird, beispielsweise britisches Englisch oder amerikanisches Englisch. Zum Glück hat bisher niemand nach Pitcairn-Island Englisch gefragt – nicht mal nach weniger exotischen Varianten wie nigerianisches Englisch oder indisches Englisch, obwohl mein CAT-Program (CAT = Computer-Aided Translation) behauptet, zwischen über 100 verschiedenen Englischvariationen unterscheiden zu können. Aber selbst wenn ich mich auf die zwei Varianten „britisches Englisch“ oder „amerikanisches Englisch“ beschränke, welche Flagge sollte ich nehmen? Wähle ich die britische Flagge, weil ich selbst Brite bin, wo bleiben die 95% der US-AmerikanerInnen, die Englisch als Erst- oder Zweitsprache sprechen? Von den über 200 Millionen InderInnen, die Englisch beherrschen (oft viel besser als die Briten), ganz zu schweigen. Selbst wenn ich auf Grund des Bevölkerungsanteils entscheide, stehen weder Großbritannien noch die USA an der Spitze: Gibraltar and Barbados behaupten, dass jeweils 100% der Bevölkerung Englisch sprechen, und selbst die Marshall-Inseln mit 98,33% übertreffen Großbritannien mit 98,3%. Ironischerweise sprechen auch proportional mehr BewohnerInnen der Republik Irland Englisch, nämlich 98,37%. (Quelle: Wikipedia (was sonst?))
Wenn eine solch simple Idee sich so widerspenstig zeigt, wäre es ratsam und auch leicht möglich, sie einfach zu verwerfen. Das finde ich aber unbefriedigend. Meine Lösung: Ich nehme die isländische Flagge, weil beeindruckende 98% der IsländerInnen Englisch sprechen. Zumindest behaupten sie das, und es klingt für mich plausibel. Wichtiger aber ist – wenn auch nur eine Vermutung von mir –, dass 99% dieser 98% ein verständlicheres Englisch sprechen als sehr, sehr viele Native Speakers.
OK, Problem für Englisch gelöst. Jetzt dürfte Deutsch keine Schwierigkeiten bereiten: schwarz-rot-gold, fertig. Oder? Warum nicht rot-weiß-rot? Oder ein weißes Kreuz auf rotem Hintergrund? Und wie ist es mit Liechtenstein? Und den vielen BelgierInnen mit Deutsch als Muttersprache? Und über 300.000 SüdtirolerInnen? Und tausende von Menschen in Namibia und Luxemburg? Von den deutschsprachigen Minderheiten in den baltischen Ländern, der Ukraine, Russland, Kasachstan und Belarus ganz zu schweigen. In den USA sprechen mehr Menschen zu Hause Deutsch als im Saarland (was zugegebenermaßen nicht ganz so groß ist). Kompliziert, oder? Ich hatte nicht erwartet, dass diese kleine, harmlose Idee mit den Flaggen sich schnell zu einem weltumspannenden Problem auswachsen würde, das mich irgendwie an die Gender-Debatte erinnert. Ich meine aber, die geniale Lösung gefunden zu haben: Ich nutze die isländische Flagge auch für die deutsche Spalte – damit dürften sich alle gleichermaßen beleidigt fühlen, oder auch nicht. 😀
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Which flag?
Sometimes questions and problems pop up out of nowhere. Here I was, revving up for my new blog on words and two languages (with German and English articles side by side), and I thought, why not identify the columns by means of two flag icons, as many websites identify their language options. That turns out to be much easier thought about than done. In fact, it’s pretty well impossible for English, but also for German. How so?
Well, I’m a translator for German and Dutch into English, and I often have to ask clients what precise target language is required. In several decades of translating, I’m glad to say that nobody has ever asked for Pitcairn Island English, for instance, or even something less exotic like Nigerian English or Indian English – it’s always been either British English or American English, although my CAT software (CAT = Computer-Aided Translation) claims to know over a hundred different varieties of English. But even if I restrict English to those two options, which flag should I choose? If I choose the Union Jack because I’m British, where does that leave the 95% of US-Americans who speak English as their first language or as an additional language. Or, come to that, the more than 200 million Indian speakers of English (about 3 or 4 times the number of British speakers of English). Oddly, the United Kingdom lags a little behind other countries as far as the proportion of English speakers within the population is concerned: Gibraltar and Barbados claim 100%, and the Marshall Islands with 98.33% just pip the United Kingdom’s 98.3% at the post. And, ironically enough, the Republic of Ireland also claims a few more with 98.37%. (Source: Wikipedia (what else?))
Thus did a harmless idea quickly morph into an impossible task, and the obvious solution would have been simply to dump it. But when it comes to pursuing pointless aims I don’t give up that easily, which is why I’m using the Icelandic flag to decorate the English column, because an impressive 98% of Icelanders speak fluent English (according to the Icelanders). And more to the point, I can imagine that 99% of those 98% speak a version of English that is much easier to understand than, for instance, the British dialects ‘deepest Devon’, ‘north Lanky’, ‘Home Counties drawl’ and ‘broad Scots’, to mention only a few.
So what’s the problem with German? German flag, black, red, yellow, end of discussion. Until, that is, you remember that the Austrians and most of the Swiss speak German as their first language. As do the citizens of Liechtenstein. And quite a few Belgians. And over 300,000 Italians in South Tyrol. And several thousand Namibians and Luxembourgeois. And we haven’t even begun to look east to the ethnic German populations of the Baltic States, Ukraine, Russia, Kazakhstan, Romania, Belarus etc. More people speak German at home in the United States than there are people in the German Federal State of Saarland (which is, admittedly, small). Complicated, isn’t it? This one little idea of using flag icons has mushroomed into a kind of geographic version of gender conformity. But I think I have the perfect solution: I’ll use the Icelandic flag for the German column as well – I can’t see how anybody could complain about that. 😀
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